Niereninsuffizienz, Nierenversagen bei Katzen
In Memoriam
Butzi
Es ist ein kalter Morgen im Spätherbst, kurz vor dem Nikolaustag 2008. Alle Fenster sind geschmückt, Weihnachten steht direkt vor der Tür. Und ich muss in diesen Tagen den schweren Weg gehen und mein "Kind" töten lassen, Butzi, den besten Kater der Welt. Viel hat er mitmachen müssen in seinem Leben. Aber er hat alles überlebt, immer großen Mut und Lebensfreude bewiesen und mir und meiner während seiner Lebenszeit vielen Schicksalsschlägen und Wechseln unterworfenen Familie so unglaublich viel Freude gemacht.
Aber von Anfang an:
Im Oktober 1992, ich lebte noch mit meinen damals noch lebenden Eltern zusammen, arbeitete ich zusammen mit meinem Vater auf unserem Grundstück in einem Außenbezirk Berlins. Meine Mutter war ebenfalls gerade im Garten, als eine ältere Nachbarin mit ihrem Hund auf der anderen Straßenseite gelaufen kam, einen kleinen braun-weißen Kater im Schlepptau, ein Katzenbaby, nur wenige Meter hinter dem angeleinten Hund herlaufend. Sie rief meiner Mutter zu "helfen sie mir doch, der läuft mir schon die ganze Zeit hinterher, wenn ich den mit nach oben nehme, was wird mein Mann nur sagen?". Meine Mutter, schon immer auf Haustiere fixiert, aber in diesem Punkt bisher an meinem Vater gescheitert, lies sich nicht lange bitte und griff sich den Kleinen. Sie brachte ihn auf unser Grundstück und lies ihn dort wieder auf den Boden. Und was machte der kleine Racker: er kam zu mir, der ich gerade mit einer Schubkarre Steine hin und her transportierte.
Und wich mir ab dann nicht mehr von der Seite.
Meine Mutter fuhr dann irgendwann los, Katzentoilette, -streu und Futter zu
besorgen, mein Vater greinte inzwischen herum "der oder ich". Wir
beschwichtigten ihn, dass wir den Kater nur so lange mit in das Haus nehmen
wollten, bis wir über noch auszuhängende Zettel den Eigentümer gefunden hätten,
denn er hatte ein Halsband um und war somit offenbar jemandem weggelaufen.
Im Laufe des Nachmittags kam dann ein anderer, ausgewachsener Kater auf unser
Grundstück, der Nachbarn gehörte und Freigänger war. Wir hatten diesem ab und zu
ein paar Futterrationen gegeben und er betrachtete unser Grundstück wohl als
sein Revier. Der kleine Kater, zu dieser Zeit noch namenlos, war sehr
unvoreingenommen. Und bekam ohne viel Aufhebens von Links und Rechts eine
gepellt. Vor Schreck rannte er in unseren offen stehenden Holzschuppen und ward
erstmal nicht mehr gesehen. Meine Mutter holte ihn dann schließlich wieder dort
heraus und brachte ihn in unser Haus. Aufgrund seines "Mutes" nannte ich ihn ab
dann Rambo!
Butzi Ende Dezember 1992, gerade mal rund 7 Monate alt
Wir verteilten in den folgenden Tagen Zettel an die Bäume der Umgebung, es
meldete sich aber wochenlang niemand. Mein Vater, der noch am ersten Abend sehr
widerwillig das Haus betrat, war nach nur drei Wochen ein großer Fan des kleinen
Rambo geworden. Als wir alle schon nicht mehr mit einer Rückmeldung auf die
Zettel rechneten (und sie uns auch nicht mehr wünschten), kam dann plötzlich
doch ein Anruf aus etwa einem Kilometer Entfernung. Rambo war demnach dieser
Familie im Ort Kleinbeeren, direkt vor den Toren der Stadt, halb verhungert
zugelaufen. Sie nahmen ihn mit zu sich nach Hause, hier ein paar hundert Meter
nur entfernt. Und waren dann unachtsam. Denn er entwischte nur wenige Wochen
später durch die offene Terrassentür. Und kam dann über den Umweg der Nachbarin
mit Hund schließlich zu uns.
Der dann bei uns anrufende Familienvater stellte recht schnell fest, dass es dem
Katerchen bei uns scheinbar gut ginge und erzählte, dass sie schon mehrere
Haustiere hätten und er seinen Kindern ja erzählen könne, es wäre nicht der
richtige Kater gewesen... Rambo blieb jetzt also bei uns und alle waren sehr
glücklich!
Relativ schnell im folgenden Jahr, eigentlich angestoßen von meiner damaligen
Freundin, bekam der Kater den Spitznamen "Butzi" (von "kleiner Butzelmann"), der
dann einfach sein echter Rufname wurde. Rambo steht seitdem lediglich auf dem
Impfpass. Benutzt hat den Namen dann niemand mehr. Butzi war damals sehr
verspielt, dem Alter von nur einem halben Jahr entsprechend, und hatte sich
offenbar mich als Ersatzmutter ausgeguckt. Wir wurden dickste Freunde und
genossen jede Minute miteinander. Er hatte immer ein unglaublich weiches Fell.
Er war dazu intelligent, zärtlich, anschmiegsam und hörte sogar für lange Zeit
auf meine Worte, ja wir konnten uns richtig verbal verständigen, bis er
irgendwann im späten Alter langsam vollkommen taub wurde, aber selbst dann
klappte es immer noch mit dem "Lippenlesen" bei Blickkontakt. Das allein war ein
kleines Wunder. Eines von vielen kleinen und großen Wundern im Leben von Butzi.
Eine der vielen wunderbaren Eigenschaften, die diesen Kater so besonders
einzigartig machten.
Irgendwann dann wurde er kastriert, was bei ihm wunderbar glatt gelaufen ist.
Weder veränderte er sich von der Statur, noch vom Wesen. Er bleib einfach ein
wundervoller kleiner Kerl. Wir trainierten ihm an, nur an einer Leine an einem
umgelegten Geschirr mit in den Garten zu gehen. Er genoss das jedesmal
unglaublich.
Butzi etwa 1995 im Garten angeleint
Dann begannen die Jahre immer neuer Niederschläge: im März 1996 verstarb meine Mutter plötzlich an einer Lungenembolie. Da war ich mit meinem Vater und Butzi plötzlich allein. Aber damit nicht genug. Offenbar durch eine Impfung mit "billigem" Leukoseimpfstoff bekam Butzi Anfang 1998 ein sehr bösartiges Fibrosarkom an der rechten Flanke. Wir wurden mit schlechter Prognose vom Tierarzt zu einer Tierklinik am Lützowufer in der Innenstadt überwiesen. Dort wurde Butzi dann operiert. Die OP kostete mit unter DM 400 recht erträglich wenig, der Kleine hatte danach eine riesige Narbe und musste wochenlang mit Trichter um den Hals leben. Aber er überlebte das.
So lebten wir fortan zu dritt weiter in unserem Haus.
Butzi im Februar 1998, nach der ersten OP
Im Jahr 1999 dann folgte mein Vater meiner Mutter nach, eine sehr heftige Krebserkrankung fällte ihn innerhalb weniger Monate. Ich war bei seinem letzten Herzschlag an seiner Seite und begleitete ich auf seinem Weg. Ab dann waren Butzi und ich allein, abgesehen von ab und zu wechselnden Beziehungen kürzerer Natur. Wir hielten uns gegenseitig am Leben, ja wir waren eine kleine eng verschweißte Gemeinschaft, eine Familie.
Im Jahr 2001 dann bekam Butzi erneut eine längliche große Geschwulst an seiner
rechten Flanke, die alte Stelle wieder. Mir wurde von Seiten der Ärzte
angekündigt, dass Fibrosarkome nicht heilbar seien. Wieder brachte ich ihn in
die Klinik am Lützowufer, wieder wurde er operiert. Und das Fibrosarkom stellte
sich als große Vereiterung raus, also kein Krebs diesmal. Aber wieder verursacht
durch eine Schutzimpfung! Es wurde sicherheitshalber noch ein Teil des
Rippenbogens rechts mit entfernt, da die Ergebnisse der Pathologie ja erst nach
der Operation zurückkommen.
Inzwischen wurde mir dann auch von Ärzten mitgeteilt, dass nach neuesten
Forschungsergebnissen Impfungen gegen Leukose unter dem Verdacht stünden, diese
Probleme bei bestimmten Katzen zu verursachen. Ich entschied mich, den Kater
möglichst nicht mehr impfen zu lassen, war aber hin- und her gerissen, da die
Erkenntnisse angeblich nicht als gesichert galten.
Es vergingen nun einige Jahre, ich lernte meine Frau kennen, wir bekamen eine kleine Tochter, Katerchen war als vollwertiges Mitglied der Familie immer dabei und auch sehr zärtlich zu unserem Baby, obwohl er Kindern zuvor immer ausgewichen war, unsere Tochter ließ er immer gewähren.
Butzi Weihnachten 2004 mit meiner damals etwa 2-1/2-jährigen Tochter
Immer wieder hatte Butzi Kleinigkeiten, mal wurde ein schwaches Herz diagnostiziert (Medikamente "noch" nicht nötig, wurde mir gesagt), mal eine kleine Wucherung am Augenlid entfernt.
Man erkennt hier die gutartige Wucherung am Auge, diese wurde im Sommer 2005
operativ entfernt
Im Frühjahr 2006 dann ließen wir Butzi erneut impfen. Der Arzt empfahl uns dies eindringlich. Und nur wenige Wochen später, im Mai, bekam Butzi erneut Krebs, diesmal drei Bindegewebstumore, sehr aggressiv wachsend. Diesmal brachten wir ihn in die Tierklinik Düppel, kaum noch irgendeine Chance sehend. Dort machte man uns dann auch keine große Hoffnung mehr, wollte aber dennoch operieren. Das taten sie dann auch. Nur leider meldete die Pathologie Tage später zurück, dass der netzartig verzweigte Krebs bis an die Operationsränder reiche, also die Prognose schlecht sei, es seien Reste im Körper verblieben. Offenbar wurde zu sparsam Gewebe entfernt. Uns wurde als Möglichkeit genannt, Butzi für drei Wochen nach Frankfurt am Main zu bringen, um dort eine intensive Strahlentherapie durchzuführen. Wir überlegten hin und her und entschieden uns dann, ihm das besser nicht anzutun. Das hätte ihn nach unserem Empfinden psychisch kaputt gemacht. Abgesehen von den Nebenwirkungen der Strahlung und den Behandlungskosten von mehreren tausend Euro (die mir persönlich vollkommen egal gewesen wären). Wir hofften und bangten dann einfach, er würde auch so noch eine Weile leben. Es war mal wieder eine Zeit hoher psychischer Belastungen, wenig Perspektive, kaum Hoffnung, viel Angst.
Butzi nach der dritten nicht erfolgreichen Krebs-OP im Mai 2006, zurückgezogen
in der Rumpelkammer
Nur wenige Monate später, im Dezember 2006, waren aber schon wieder Tumore spürbar, direkt unter der frischen Narbe. Wir also wieder in die Tierklinik Düppel. Der Oberarzt dort machte uns klar, dass es wohl keine Chance mehr gäbe. Aber er wolle dennoch eine allerletzte OP wagen und es wenigstens versuchen. Das wurde dann auch gemacht und diesmal wurde sehr großflächig operiert und die Pathologie meldete eine vollständige Entfernung. Butzi verlor dabei erneut viel Haut auf der rechten Körperseite, man sah dies auch später noch, das Fell dort blieb erkennbar falsch liegend und er war rechts etwas "dünner" als links.
Nach der Folge-OP dauerte die Heilung länger, da enorm Haut entnommen wurde
(Bild vom Februar 2007)
Immerhin wieder eine Perspektive!
Im Laufe des Jahres 2007 bekam Butzi dann sehr hartnäckigen Katzenschnupfen. Sein
Allgemeinbefinden ging im Laufe des Jahres stark zurück, verordnete Antibiotika wirkten immer nur kurzzeitig
gut,
dann ging es nach wenigen Tagen aber wieder massiv los. Die neue Tierärztin, bei der wir inzwischen waren,
erklärte uns die Zusammenhänge nach ihrem Wissensstand: Die Unterhauttumore und
der Katzenschnupfen hätten prinzipiell die gleiche Ursache: Viren, die das
Immunsystem schädigten, sie sprach von Katzen-AIDS, FIV. Diese
Viren stammten angeblich von billigen Impfstoffen und schwächten das Immunsystem immer
mehr, bis die Katze elend eingeht. Es gäbe aber inzwischen eine teure, aber sehr
effektive
Behandlungsmöglichkeit, Omega-Interferon.
In letzter Hoffnung machten wir dann die rund 850 Euro kostende Behandlung,
diese dauerte vom Oktober 2007 bis kurz nach dem Jahreswechsel 2008 in drei
intensiven Behandlungsschüben (3x 6 Tage jeweils eine Impfungen mit 5ME
Omega-Interferon Virbagen, wir dosierten sicherheitshalber leicht höher als die
Empfehlung). Während es Butzi direkt unter dem Interferon sehr schlecht zu gehen schien, blühte er
zwischen den Behandlungszyklen und nach Ende der gesamten Behandlung unerwartet auf. Schnupfen
kam nur noch selten und verschwand dann auch schnell wieder, offenbar hatte sein
Immunsystem jetzt wieder Oberhand. Es gab auch kaum noch Eiter an der Nase, wenn
er denn mal wieder herumschnupfte, zumeist nur klare Flüssigkeit. Er hatte zwar bleibende Atemprobleme, aber
nicht schlimm und über die Monate immer besser werdend. Er war insgesamt wieder fit und lebte gut, für sein Alter von
inzwischen 16 Jahren sogar phantastisch, wie wir fanden.
Das Interferon wirkte unglaublich gut. Wir hätten das nie vermutet.
Butzi nach zwei Behandlungszyklen mit Omega-Interferon, Weihnachten 2007
Der schleichende Tod war aber bereits unterwegs...
Wir kannten leider die Symptome schleichender Niereninsuffizienz noch nicht. Und bemerkten daher die ersten Anzeichen nicht, oder besser bemerkten wir wenige Anzeichen, die uns aber als relativ harmlos und unzusammenhängend erschienen, in ihrer Kombination aber die klare Diagnose Niereninsuffizienz bedeuteten. Was wir nicht wussten. Schlechte Zähne (bakteriellen Zahnstein) und entzündetes Zahnfleisch hatte er schon länger, eine Zahnsteinbehandlung unter Narkose wollte man ihm wegen seines schwachen Herzens nicht mehr zumuten. Immer mehr oder weniger selten mal nachts Magensäure auswerfen ("kotzen"), teilweise leicht rosa, auch das ging schon länger und wurde von uns zwar besorgt beobachtet, aber nie so richtig todernst genommen. Auch wies uns die Tierärztin beim Thema Magenprobleme nicht auf eine mögliche Nierenerkrankung hin. Wir wussten schlicht nichts. Im Sommer 2008 hielt es Butzi dann im Sonnenlicht kaum mehr lange aus, kniff immer die Augen zu, die Pupillen schlossen sich nicht mehr richtig (wie wir jetzt wissen von hohen Blutdruck über den Augeninnendruck kommend). Uns fiel das mit den Pupillen aber nicht bewusst auf, da es so extrem schleichend geschah. Er baute auch immer mehr Kraft ab und schlief viel, was wir für eine Alterserscheinung hielten, immerhin hatte er schon 16 Jahre hinter sich. Schließlich begann er im Herbst 2008 eine unglaubliche Fixierung auf Wasser zu entwickeln. Während er bisher wasserscheu war, spielte er jetzt mit jeder verfügbaren Wasserquelle. Und soff dabei wie ein Loch, starrte teilweise immer wieder auf die Wasseroberfläche, tatschte dann mit der Pfote kurz rein, um dann ausgiebig zu trinken. Dann verkroch er sich zunehmende an merkwürdige Orte, in der Abstellkammer in ein Regalfach oder direkt auf die Computertastatur des Servers vor dem Monitor (was diesen bisweilen ein wenig durcheinander brachte) oder auf das Handtuch neben der Spüle in der Küche.
Merkwürdige neue Rückzugsorte wurden gesucht, das alte Stammplätzchen vor der
Heizung zunehmend gemieden
Als er dann auch noch einen starken Geruch nach Ammoniak aus dem Mund
entwickelte, häufig scheinbar ohne Grund schmatzte (wie wir jetzt wissen,
aufgrund des Geschmacks der Harnsäure, die durch die Schleimhäute diffundiert), dazu zusehends körperlich abbaute und abmagerte
(zum Schluss bis auf 3kg hinunter), Futter kaum mehr annahm, gingen wir -jetzt
wirklich besorgt- in die neue Tierklinik an der Königsberger Straße. Dort wurde
sein Blut untersucht und festgestellt, dass seine Nieren stark geschädigt seien,
was angeblich eine altersbedingt häufige Erkrankung sei. Sein KREA-Wert lag bei 6.4 und war damit
etwa um den
Faktor 4 zu hoch. Und wie das mit Nieren so ist: es gibt dafür keine Heilung.
Lediglich mit Wasserinfusionen und einer Nierendiät könne man versuchen, die
verbliebenen Nierenzellen zu entlasten und zu stabilisieren. Ziel war, von
zunächst täglichen Infusionen auf einen wöchtenlichen Zyklus zu kommen und dem
Kater dabei ein angenehmes Leben zu ermöglichen.
Dies schlug fehl. Die Nieren waren offenbar bereits zu weit geschädigt.
Nach einer Woche täglicher Infusionen probierten wir es ein komplettes
Wochenende auszusetzen. Es ging ihm auch scheinbar wieder richtig gut, er war
Freitag fast wieder der Alte. Bereits Samstag Abend aber ging es ihm zunehmend
schlechter, er fraß wieder nichts mehr und Sonntag Nachmittag ging ich mit ihm
zu einer neuen Infusion. Mir wurde auch da wieder gesagt: es werde sicher nichts mehr.
Das wäre jetzt die Möglichkeit gewesen für eine würdige Verlängerung seines
Lebens, aber bei einem KREA von über 6 sei
eigentlich eh nichts anderes mehr zu erwarten gewesen. Nur in seltenen Fällen würde
sich da noch etwas stabilisieren lassen und ein Leben auf Monate, vielleicht
ganz wenige
Jahre möglich sein. In unserem Freundeskreis gibt es so eine Katze, die begann
ähnlich und bekommt nun bereits fast ein Jahr wöchentlich eine Infusion und lebt
damit, allerdings inzwischen auch nicht mehr gut, das Ende naht. Sie ist dürr, zerbrechlich, und ihr Fell sieht struppig aus. Alles traf
auf Butzi so noch nicht zu. Aber er schaffte dieses Ziel trotzdem nicht mehr.
Leben unterwirft sich halt keinen Normen. Mal läuft es so, mal anders. Hier lief es jetzt denkbar schlecht.
Die Krux bei der Sache: man erkennt äußere Symptome der Niereninsuffizienz
häufig erst dann, wenn mindestens 70% der Nieren kaputt sind. Also meist zu spät
für ein würdiges Weiterleben. Daher sollte man bei allen Katzen über 7 Jahre das
Blut einmal jährlich prüfen lassen.
Das weiß ich jetzt. Denn das hatte uns bisher niemand gesagt. Wir hätten es im
Internet lesen können. Wenn wir es geahnt hätten. Aber wir waren ahnungslos.
Und nun sitze ich heute hier, schreibe diesen Text, und schaue auf die blaue
Kunststoffkiste, die ich gestern gekauft habe. Diese wird seine letzte kalte
Heimat sein, bei uns im Garten, unter dem großen Baum vor dem Wohnzimmer. Denn
er erholt sich nicht mehr. Leider. Und nun schleppen wir alle uns von Tag zu
Tag, beobachtend und beurteilend, wann es besser sein wird, ihm die Spritze zu
geben und ihn über den Regenbogen zu geleiten. Und genau diese Entscheidung
fällt so schwer, wenn man in diese vertrauten Augen schaut.
Kann sein, es sind nur noch wenige Stunden. Und es zerreißt mir das Herz. Er ist
wie mein eigenes Kind. Und niemand sollte das erleben müssen. Unzählige Male in
den vergangenen 12 Jahren habe ich Gott unter Tränen um seine Hilfe und mehr
Zeit für den Kleinen angefleht. Und immer hatte er seine schützende Hand über
ihm ausgebreitet. Nur jetzt, da hilft nichts mehr, da heißt es Abschied nehmen.
Und mir bleibt nur, zu Gott zu beten und ihm Butzis Seele zu überantworten, auf
dass es ihm in der nächsten Welt gut gehe. Und ich bete auch, dass ich meine
persönliche Lebenskrise bewältigen werde, in die mich die letzten Wochen
geworfen haben.
Carsten Seehawer, 03.12.2008
Nach dem Schreiben dieser Sätze ging es dann
doch noch etwa einen Monat weiter:
Wir lebten von Tag zu Tag weiter. Jeden Tag Infusion. Jeden Tag schauen, wie es
ihm geht und dann entscheiden, ob wir weiter machen.
Es ging eine Weile, mal besser, mal schlechter, ein kontinuierliches Auf und Ab. Wir ließen einen neuerlichen Blutstatus machen, der ernüchternd war. Trotz der täglichen Infusionen stieg der KREA-Wert von 6.4 weiter auf 7.3 an. Also keine auch noch so kleine positive Prognose mehr möglich. Kurz vor Weihnachten war es so schlecht, dass wir noch am 23.12. darüber nachdachten, ihn trotz der bevorstehenden Familienfeierlichkeit gehen zu lassen. Wir entschieden uns, noch die Feiertage abzuwarten. Am Heiligen Abend dann machten wir ein Fondue und wer kam und bettelte um einen Anteil am Essen? Butzi! Er fraß eine große Menge Rinderleber, Rind- und Putenfleisch. Es ging dann wieder leicht besser über die Feiertage.
Butzi zum letzten Mal unter dem Weihnachtsbaum, Heiligabend 2008
Am 28.12. dann das nächste Problem: er hatte sich mehrfach unbemerkt
unter dem Weihnachtsbaum "erleichtert", diesen als Pinkelstelle entdeckt. Das
war vollkommen ungewohnt, so etwas hatte er nie zuvor gemacht, im Gegenteil, er
war immer unglaublich reinlich, putzte sich lang und ausgiebig und war von
Beginn an peinlich stubenrein. Vorbei! Auch machte er sonst ein wenig den
Eindruck, als sei er "abwesend", mal mehr, mal weniger. Manchmal lief er immer
wieder die Wohnung auf und ab, ruhelos, legte sich zwischendurch sekundenweise
hin, um dann sofort wieder aufzustehen und weiterzulaufen. Manchmal schaute er
einen an und wenn man ihn rief, ihm zeigte "na komm", dann drehte er in eine
andere Richtung und lief weiter. Es schien eine gewisse Apathie zu sein.
Wahrscheinlich wirkten sich die Giftstoffe im Blut bereits auf sein Gehirn aus.
Wir verschlossen dann das Wohnzimmer mit dem Weihnachtsbaum. Damit ging er
wieder auf die Katzentoilette, jedoch stellte er sich zumeist nur noch hinein,
senkte den Po nicht mehr ab und pinkelte dabei durch die Öffnung der
Katzentoilette nach außen auf den Fußboden. Durch die Wasserinfusionen geschah
das bisweilen im Stundenrhythmus. Wir waren schon recht angefressen, da wir
permanent aufwischen und Handtücher waschen mussten. Auch der Geruch war immer
noch etwas streng, obwohl die Konsistenz des Urins nahezu Leitungswasser zu
entsprechen schien, weiß, klar. Wir entschlossen uns dann dazu, dem Kater im
Obergeschoss eine zweite Toilette aufzustellen, da er sich dort meinen Bürostuhl
als Ruheplatz auserkoren hatte und das Treppensteigen sichtlich immer mehr Mühe
bereitete. Auch dort pinkelte er jedoch in mindestens 50% der Fälle aus der
Toilette heraus.
Da wir über Weihnachten und Neujahr Urlaub hatten, beobachteten wir ihn. Sobald
er in die Toilette ging, gab es eine Berührung auf den Schwanz und damit ging er
richtig rein und pinkelte in den Sand. Das klappte meistens, war aber mühselig.
Und keinesfalls machbar, sobald der Urlaub vorbei sein sollte.
Auch hier ertrugen wir es. Von Tag zu Tag lebten wir weiter, das Loch im Garten
war bereits ausgehoben bevor der große Frost nach Neujahr kam. Wir entschieden
teilweise zu dritt am Frühstückstisch, ob wir ihm einen weiteren Tag gönnen
können. Es gab Auf und Ab, mit der Tendenz abwärts, die Apathie schien sich zu
steigern.
Am 3.1.2009 dann schien es uns keinen Sinn mehr zu haben, den Kater und uns
weiter zu quälen, er ließ sich nicht mehr länger ruhig auf der Brust streicheln
wie noch vor Tagen, schlicht keine Ruhe mehr hatte er. Wir besprachen dann bei
der täglichen Infusion mit dem Dienst habenden Tierarzt die Modalitäten und
bestellten ihn zum finalen Hausbesuch am 6.1. zu uns nach Hause. Weiter
Infusionen sollten dann aus Rücksichtnahme auf den Kater nicht mehr stattfinden.
Sie brächten außer der Aufregung beim Arzt keinen großen Sinn mehr. Er hatte
auch bereits meine Ehefrau bei einem vorhergehenden Arztbesuch nach Weihnachten
so stark in die Hand gebissen, dass sie in die Notaufnahme des lokalen
Unfallkrankenhauses musste, der Arm ruhig gestellt wurde und sie tagelang
Antibiotika nehmen musste. Er hatte halt Angst, die Besuche waren eine stete
Belastung für ihn. Aber jemand hatte mal im Netz geschrieben, man solle nicht
davor zurückschrecken, es seien 10 Minuten Infusion am Tag und dafür ginge es
der Katze 23 Stunden und 50 Minuten gut. Aber unserem Kater ging es nicht mehr
gut. Nur selten (zumeist morgens) war er aufgeweckt, bettelte mauzend nach
Futter. Die meiste Zeit hing er durch, wirkte halb abwesend und schaute, wenn er
überhaupt schaute, traurig drein.
Butzi am 4. Januar 2009, abgemagert und schwach
Am Abend des 3.1. dann sollte die nächste Bestätigung kommen, dass ein Ende nun wirklich unausweichlich sein wird: es roch schon seit dem Vortag an einigen Ecken im Haus etwas strenger, als wir plötzlich den Kater beobachteten, wie er einfach auf den Fußboden urinierte. Er hätte auf die Katzentoilette gehen können, ging aber einfach daran vorbei, um an anderer Stelle den Po zu senken und seinen Urin abzusetzen. So etwas wurde uns angekündigt, wenn es schlimmer würde. Er hatte zwar immer noch Appetit, was als außergewöhnlich bei derart hohem KREA gilt, aber das Wasserlassen und die Apathie sind klare Anzeichen der Blutvergiftung, die nun auch von täglichen Infusionen nicht mehr im Zaum gehalten werden konnte. Und die Katzentoilette traf er nahezu überhaupt nicht mehr, was zusätzlich an den Nerven zerrte. Er war geistig einfach nicht mehr so richtig dabei, die klaren Momente immer seltener. Er putzte sich nicht mehr, und das gerade bei ihm, der immer ein Muster an Reinlichkeit war.
Wir ersparten ihm dann weitere Infusionen. Komischerweise knüppelte es ihn nicht so nieder, wie ich es vermutete. Aber er bekam wieder schlimmeren Mundgeruch und fraß weniger. Und ich durchlitt Höllenqualen, weil ich das Unvermeidbare nicht einsehen wollte.
Am 06.01.2009 gegen 14:00 sollte Butzi dann im Schlaf von uns über den Regenbogen in eine andere Welt geleitet werden. Aber der Arzt kam nicht, dazu war unsere Türklingel eingefroren und der Kater aß wieder. Nun ja, eigentlich aß er schon lange nicht mehr richtig, sondern schlabberte hauptsächlich die Soße vom Futter. Das Kauen machte ihm schon einige Zeit erkennbare Probleme. Wir entschieden uns dennoch, es wieder ein wenig zu probieren, das Nichtkommen des Arztes als "Fügung" zu sehen. Er bekam noch am gleichen Tag eine neue Infusion und an den folgenden zwei Tagen ebenfalls. Der Gedanke war, dann zumindest auf einen zweitägigen Rhythmus überzugehen. Am Donnerstag, dem 08.01. ging es ihm aber immer noch nicht besser, obwohl er ordentlich Wasser absetzte, zumeist außerhalb der Toilette oder gar an anderen Stellen des Hauses. Zum Glück haben wir fast nur noch Fliesen und Laminat. Nicht auszudenken, was bei Teppich...
Am Freitag, dem 09.01. war dann der erste "Pausentag", da wollten wir keine Infusion machen lassen, erst wieder am Sonnabend. Auch Termine in der Klinik für die ganze Folgewoche hatten wir uns schon geben lassen. Jedoch ging des Katerchen inzwischen immer schlechter. Nun wurde auch das deutlich, was sich die Tage zuvor nur angedeutet hatte. Er konnte nicht mehr so richtig laufen und stehen. Beim Laufen waren die Fußgelenke unnatürlich nach hinten durchgebogen, kein Vergleich zur leichtfüßigen Haltung früherer Tage. Und wenn er sich Hinsetzte, drehte sich vor allem das linke Fußgelenk merkwürdig unnatürlich im Gelenk, ja es tat richtig weh beim Hinsehen, es sah fast aus, als wenn der Fuß aus dem Gelenk heraus rutschte. Meine Vermutung ist, dass er mangels restlicher Muskelkraft beim andauernden Springen auf dem Bürostuhl oder die Schreibtische oder mehr noch beim wieder hinunter springen seine Bänder überdehnt hatte. Die zur Euthanasie erschienene Ärztin hingegen meinte, dass wohl die Nervenleitungen nicht mehr ausreichend funktionierten. Ich weiß nicht, was stimmt, aber es war erbärmlich anzusehen. Und für Butzi würdelos.
Das war dann für mich der Punkt, zusammen mit dem elenden Ammoniakgeruch trotz täglicher Infusion und der Verweigerung der Aufnahme fester Nahrung (abgesehen von gewürztem Geflügelfleisch aus Bami Goreng, DAS aß er wohl noch), den Arzt jetzt nochmalig anzurufen und um den Gnadenbesuch zu bitten.
Dir Ärztin kam am 10.01.2009 gegen
08:30. Butzis Leben endete wenige Minuten später in meinen Armen liegend
Tränen flossen in Strömen. Die Vernunft sagt, es war so besser für ihn. Die
Gefühle verstehen es nicht.
Nun liegt er begraben im Garten unter dem großen Goldregen. Irgendwann werde ich ihm folgen, und dann werden wir uns auf einer grünen Sommerwiese wiedersehen, wir werden aufeinander zu rennen und uns wieder an uns kuscheln. Bis dahin vergeht jedoch hoffentlich noch eine Menge Zeit.
Butzis Grab am Fuß des Goldregens
Die Entscheidung, ihn einschlafen zu lassen, war
so unfassbar schwer. Ich denke, wer das noch nicht selbst erlebt hat, der kann
das nicht nachvollziehen. Man denkt immer wieder "er lebt doch, und eben, da hat
er lieb geguckt" und versucht dann, das total unwürdige Leben für das Tier schön
zu reden. Gäbe es auch nur die kleinste Hoffnung auf eine Genesung, ja nur auf
eine Stabilisierung auf längere Zeit, wäre es zweifelhaft, was ich getan habe.
Aber so war es nüchtern betrachtet nur die Frage "lass ich ihn 5 Tage siechen
oder doch noch zwei Wochen?". Nur - Nüchternheit ist in solchen Zeiten enorm weit
entfernt. Man will glauben, nicht wissen. Die Gefühle kämpfen mit den Tatsachen,
das Herz schreit um Gnade, man hadert mit Gott. Ich wäre fast lieber selbst
gegangen, als ihn gehen zu lassen. Aber es muss weitergehen. Solange es geht.
Bei mir geht es noch eine Weile. Bei ihm ging es nicht mehr. Spaß am Leben war
da nicht mehr. Und nur das war entscheidend. Es ist schlimm, wenn man zum
Richter über das Leben eines Freundes werden muss...
Butzi wurde rund 16 Jahre und 8 Monate alt. Er lebte 16 Jahre und fast 3 Monate
bei mir. Er war ein sehr feiner und einzigartiger Kater mit außergewöhnlichen
Eigenschaften. Er war immer zärtlich, nie böse, immer ausgeglichen und gerecht. Er war ein guter Freund.
Und hätte ein besseres Ende verdient, meine ich. Statt des gnadenlosen Leids über
viele Monate eher ein sanftes Einschlafen ohne äußere Einwirkung und Leid zuvor.
Aber das war ihm nicht vergönnt. Das Leben endet häufig sehr würdelos.
Ruhe in Frieden, alter Freund. Wir sehen uns wieder irgendwann.
Link (extern): Die Regenbogenbrücke
Carsten Seehawer, 10.01.2009, in tiefer Trauer, Liebe und Dankbarkeit
Achtung! Ich bin kein Arzt, die nachfolgenden Zeilen basieren allein auf persönlichen Erfahrungen und Gesprächen mit behandelnden Ärzten!
Bitte achten Sie bei Ihrer Katze auf folgende Symptome:
Frühe Symptome:
- Schwaches Herz (Diagnose mittels Stethoskop oder besser mit Sonographie,
führt letztlich zu hohem Blutdruck und damit zu Nierenschäden)
- Wählerisch bei der Futteraufnahme, frisst nicht mehr so gut wie früher
Bei diesen Symptomen sollten sie
dringend das Blut auf die Nierenwerte untersuchen lassen! Hier ist noch viel zu
retten, beispielsweise durch eine phosphatarme Diät. Dran bleiben, ärztliche
Überwachung. Übrigens sollte eine Blutkontrolle ab dem 7. Lebensjahr jährlich
erfolgen, da Nierenerkrankungen bei älteren Katzen sehr häufig vorkommen. Ihre
Katze wird es Ihnen danken.
Diese Frühsymptome zeigte Butzi bereits vor mindestens drei Jahren, wahrscheinlich sogar noch mehr. Wir hatten diese aber nicht ernst genommen, es schien ihm doch gut zu gehen damals. Und die Ärzte machten nur das Pflichtprogramm.
Butzi zur Zeit der Frühsymptome Ende 2005 - ein lebensfrohes Bürschchen mit ein
paar scheinbar harmlosen Problemen
Fortgeschrittene Symptome:
- Unspezifische Entzündungserscheinungen (Magenschleimhaut, häufiges
Ausbrechen von Futter oder Magensäure, teils leicht mit Blut durchsetzt, klar
bis rosa)
- Gewichtsabnahme
- Offene Pupillen, auch bei Licht, Blendempfindlichkeit (hoher Augeninnendruck
wegen zu hohem Blutdruck, Gefahr der Netzhautablösung)
- Entzündetes Zahnfleisch bis hin zu Läsionen (Kreatinin wird im Körper nicht
mehr abgebaut und über die Haut ausgeschieden)
- Die Katze interessiert sich immer mehr für Wasser, entgegen ihren früheren
Neigungen (z.B. sitzt sie gerne auf dem Rand der Badewanne und schaut auf die
Wasseroberfläche oder spielt mit der Pfote damit)
Bei diesen Symptomen ist Eile geboten, da die Nieren schon deutlich geschädigt sind. Konsultieren Sie dringend einen Arzt.
Diese Symptome zeigte Butzi bereit vor mindestens zwei Jahren. Ärzte behandelten immer nur Symptome der Einzelerscheinungen (z.B. das entzündete Zahnfleisch mit Antibiotika), erkannten aber nicht die verantwortliche Hintergrunderkrankung.
Butzi zur Zeit der fortgeschrittenen Symptome Anfang 2007 - die großen Pupillen
waren auffällig, ansonsten hatte er schon massivere Zipperlein
Fatale Symptome:
- Starker Körper- und Mundgeruch nach Ammoniak ("alter Urin", hier entgiften
die Nieren den Körper nicht mehr, die Gifte werden dann durch die Haut
abgegeben)
- Enormer Anstieg der Wasseraufnahme, Katze entwickelt einen Hang zum Saufen und
uriniert auch entsprechend viel (die Nieren können das Wasser nicht mehr im
Körper halten und konzentrieren die Schadstoffe nicht mehr, die Katze
dehydriert, trocknet aus, trotz Trinkens)
- Apathie, Verhaltensänderung (Katze zieht sich häufig zurück, schnurrt kaum
noch bis gar nicht mehr, genießt nicht mehr das Zusammensein mit seinem
Menschen, wirkt abwesend)
- Anämie (Blutarmut, erkennbar bisweilen daran, dass die Nase nicht mehr
deutlich rosa, sondern eher hellrosa bis weiß erscheint, wenig rote
Blutkörperchen, Unterversorgung mit Sauerstoff, hoher Blutdruck)
- Verstopfung (Katze setzt kaum noch Kot ab oder hat erkennbar Schwierigkeiten
dabei, ihn abzusetzen)
- Urinieren außerhalb der Katzentoilette (mal irgendwo hin, mal sogar direkt
neben die Toilette, aber eben nicht hinein)
- Langsame Bewegungen, erkennbares langes Überlegen der Katze, ob sie Sprünge
noch wagen will, schlaffe Haltung der Beine beim Laufen und Sitzen, Zittern der
Beine beim Stehen oder Sitzen
- Unruhe, Rastlosigkeit, wenn wach
- Verkriechen in entlegene Orte wie Regale, dunkle Ecken, hohe Plätze wie
Schreibtische, alles was Sicherheit vermittelt
- Kein Bedarf mehr nach Schmusen, kaum oder kein Schnurren mehr, kein
erkennbarer Genuss bei Liebkosungen, deutliche Tendenz, dem geliebten Menschen
aus dem Weg zu gehen (Schutzinstinkt bei Angreifbarkeit, Schwäche)
- Leer und trüb erscheinende Augen
- Unreinlichkeit, die Katze putzt sich nicht mehr (was für eine Katze eine
enorme Würdelosigkeit darstellt, Katzen sind von ihrer Grundveranlagung extrem
saubere Tiere)
Bei diesen Symptomen ist es bereits zu spät. Die Katze hat hier keine lange Lebenszeit mehr vor sich, die Nieren sind zu weit zerstört. Butzi war in diesem Stadium, als wir mit der Behandlung begannen. Er lebte dann nur noch etwa 6 Wochen und wurde dann aufgrund der rapiden Verschlimmerung seines Zustands erlöst.
Butzi zeigte diese fatalen Symptome erst etwa zwei Monate vor seinem Tod. Hier erkannten es nun auch die Ärzte der Tierklinik und wir alle versuchten noch, zu retten was zu retten war. Es war nichts mehr zu retten, außer weniger Wochen in schlechtem Zustand. Es war schlicht zu spät.
Butzi im finalen Stadium Anfang 2009 - hier wurde behandelt, zu spät allerdings
- er war hier schon lange nicht mehr er selbst
Also, bitte seien Sie aufmerksam! Reagieren Sie bereits auf die Frühsymptome und lassen Sie sich nicht durch zu oberflächliche Diagnosen beruhigen. Entscheidend sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen des Blutes, speziell bezüglich der Nierenwerte. Das kostet ein paar Euro, das sollte es Ihnen aber wert sein. Es geht um das möglichst lange und würdevolle Leben ihres Tieres!
Der Zusammenhang zwischen Anämie, Bluthochdruck und Niereninsuffzienz - die Teufelskreise!
Funktionierende Nieren produzieren ein Hormon, welches die Produktion der roten Blutplättchen im Knochenmark stimuliert. Erleiden die Nieren eine Funktionsstörung, wird die Hormonproduktion reduziert und das Knochenmark produziert zu wenig Blutplättchen.
Die roten Blutplättchen transportieren den Sauerstoff von der Lunge in die Organe. Sie leben nur in einer Größenordnung von mehreren zehn Tagen, dann müssen sie ersetzt werden. Kommt es zu einer Störung der Produktion im Knochenmark, stehen im Blut immer weniger rote Blutkörperchen zur Verfügung, der Sauerstofftransport in die Organe leidet. Das nennt man Anämie. Eine Anämie schädigt die Organe, auch die Nieren (weiter), weshalb die Hormonproduktion (noch weiter) zurückgeht. Gehe zurück zu (1.) -> erster Teufelskreis, die Spirale dreht sich.
Der Kreislauf reagiert auf eine zu geringe Sauerstoffkonzentration im Blut mit einer Erhöhung des Pulses, das Herz schlägt schneller und kräftiger. Dadurch kommt es zu einem Anstieg des Blutdrucks. Das nennt man Hypertonie.
Hoher
Blutdruck schädigt die Nieren (weiter), weshalb die Hormonproduktion (noch
weiter) zurückgeht. Gehe zurück zu (1.) -> zweiter Teufelskreis, die Spirale dreht sich
immer weiter hinunter.
Hoher Blutdruck schädigt dazu noch die Augen, da damit auch der Augeninnendruck
ansteigt. Es kann zu einer Netzhautablösung und damit zu einer Erblindung der
Katze führen.
Somit wäre bei entsprechendem Hintergrundwissen - vielleicht auch durch tiefgehendere ärztliche Anamnese (die wir nie bekamen) - der Weg von Butzi vom "schwachen Herz" bis zur infausten Niereninsuffizienz bereits frühzeitig abzusehen gewesen. Leider hatten wir als Patient nicht das Wissen. Und all die Ärzte, bei denen wir über die Jahre waren, scheinbar nicht den tiefgreifenden Einblick.